Attiswil: Freistein und Kirche von Südwesten
Der mannshohe Freistein von Attiswil steht südwestlich der Kirche nahe beim Friedhof und unter staatlichem Schutz. Er gilt als der letzte und einzige Menhir im Kanton Bern. Der Stein ist ein sehr interessantes und seltenes Exemplar, das sowohl in frühgeschichtlicher als auch in rechtsgeschichtlicher Hinsicht, zumindest in der Schweiz, seinesgleichen sucht. Bei Grabungen 1855 wurde festgestellt, dass der Stein ebenso tief im Boden steckt, wie er diesen überrragt. Die Gesamtlänge beträgt demnach 3,6m. Die gemachten Funde, Bruchstücke von Gefässen und Feuersteininstrumenten, wurden als Weihgaben an eine Gottheit gedeutet. Seine Erhaltung, mitten im freien Feld, ist wahrscheinlich dem Umstand zu verdanken, dass dieser frühzeitliche Kultstein im Mittelalter zu einer Freistätte (Rechtsstein und Zufluchtsort)geworden war. In jenen Zeiten, wo noch jeder in Streitigkeiten weitgehend selber als Richter und Rächer wirkte, bildeten geweihte Plätze Asyle, wo der Übeltüter für eine gewisse Frist unantastbar war, eine Sicherung vor allzu hemmungsloser Blutrache und ermöglichten Schlichtungsversuche. Aus einer uralten Kultstätte wäre demnach in späterer Zeit eine Freistätte geworden, was in Übereinstimmung steht mit der Tatsache, dass Asyle vielerorts bei Kirchen und Klöster befanden, welche natürlich ihrerseits nicht selten auf der Stelle heidnischer Kulte errichtet wurden. Neuere Grabungen im Jahre 1963 brachten steinzeitliche und römische Keramikfragmente zu Tage. Leider fehlen urkundliche Belege für diese Freistätte.
Quelle: http://www.erratiker.ch/
Attiswil: Freistein von Norden gegen das Hohbühl und die Berner Alpen